Mittwoch, 22. April 2015

22. April 2015 Nachtrag

Ich war mit den Schweden  heute auch auf Werkstour.

Zu sehen wie ein ZUG gebaut wird, ein 107m langer, 208 Tonnen schwerer, echter und wirklicher Nahverkehrszug.
Das ist beeindruckend, man beachte: 107 Meter! Die Montagehalle für die Endmontage muss den Lindwurm komplett aufnehmen.
Nichts hier ist leichtgewichtig, ich glaube das Leichteste sind die Sitzelemente.
Immer mehr nehme ich wahr, dass mich Technik beeindruckt.
Als Junge wollte ich NIE in solchen Fertigungshallen arbeiten.
Aber es hat schon was. Ich sollte "Die Sendung mit der Maus" drauf ansetzen.
Es gibt sozusagen zwei Fertigungs-Abteilungen:
Der Wagenkörper, da wo die Fahrgäste am Schluss drin sitzen und die Fahrgestelle, korrekt Drehgestelle oder Bogies.
Ich habe noch keine Etymologie für diesen Begriff gefunden.. ich kann es einfach nicht herleiten und das stört mich GEWALTIG.

Gut 90% (geschätzt) aller Teile werden im Werk hergestellt. So ein Fahrgestell wachsen zu sehen ist sehr beeindruckend, einen Wagenkörper im Rohbau zu sehen und dabei zu realisieren, was da alles noch gemacht werden muss, bis Fahrgäste sich wohlfühlen können (oder ihre Wut dran auslassen).
Zum Teil echte Feinarbeit (Steuerungssysteme, ich habe die Kabelbäume gesehen), zum Teil Arbeit für Glühstrahler und Vorschlaghammer (Nach dem Schweißen sind Teile des Wagenkörpers verzogen, werden heiß gemacht und mit dem Vorschlaghammer gerichtet.
Qualitätsziel: Passgenauigkeit Millimeter.

Dabei fällt mir ein: Unser Hyundai Trajet jammert manchmal, bei Querwind und oberhalb gewisser Geschwindigkeiten. Das ist ein Serienfehler. Ein Kollege hat das Auto deswegen wieder zurück gegeben. Die A-Säule hat er ausgießen lassen, damit das weg ging.

Von der einfachen Stahlplatte, die mit dem Plasmabrenner zurecht geschnitten wird bis zum fertigen lackierten Drehgestell mit Achsen, Rädern und Bremssystem wird alles Stück für Stück hergestellt und zusammen gebaut.
Besonders die Schweißhalle hat mich beeindruckt.
Riesige, drehbare Tragegestelle, die das tonnenschwere Element drehbar vor dem Schweisser platziert. Die Menschen arbeiten mit Atemschutz, an den Tragegestellen arbeiten sie von OBEN, angeleint, damit sie nicht runter fallen können. die geschwängerte Luft ist ohne diese Masken keine 8 Stunden auszuhalten.
Da frage ich mich immer warum die Menschen, die in der Produktion tätig sind, so schlecht bezahlt werden.
Was für eine gewaltige Operation, das alles richtig zu timen. Laufzeiten zu berechnen, Teile zur rechten Zeit am rechten Ort.
Kein Platz für "mache ich dann mal morgen".
Bis zum Mating von Drehgestellen und Wagenkörper.. leider konnte wir das gerade nicht sehen.
Und dann steht da draussen ein frisch lackierter Zug, mit allen Systemen zum Fahren, Bremsen, sichern Aufnehmen von Passagieren, Sicherheit durch Steuerungssysteme, Tür-Systeme, an was man alles denken muss.
Bei -40 Grad muss die Tür noch aufgehen und die Treppenstufe ausfahren.
Kommunikation mit den Fahrgästen, dem Zugsteuerungssystem, den landesweiten Zugkontrollsystem. Einfach Wahnsinn.

Das sind keine Händies.. kein Messer oder Staubsauger.
Ein Test-System kostet mehrere Millionen.
Und dann muss man eine Strecke zum Testen haben.
So eine Zug kann man nicht mal eben mit der Post verschicken.
Geht einer kaputt, wird nicht nur mal eben nicht gesaugt.. das ist ein riesiger Kostenfaktor.
Nur Luftfahrzeuge sind noch kritischer.

ich bin schon stolz , an so einem gewaltigen System mitarbeiten zu können

PS.: Händies und Staubsauger bieten ganz eigene Herausforderung in der Produktion.

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