Antworten auf meine EMails an das ARD Studio Washington in chronologischer Reihenfolge
Lieber Herr Hallerbach,danke für Ihre Mail! Das Studio Washington hat in Hörfunk und Fernsehen über den Kampf um die Pipeline mehrfach berichtet, zuletzt war unsere Korrespondentin Sandra Ratzow für einen längeren Weltspiegel-Beitrag dort, nachzusehen hier: http://www.daserste.de/
Danke auch für den Hinweis auf die You-tube-Videos. Wir versuchen meist, für unsere Berichte selbst vor Ort zu sein, um einen eigenen Eindruck zu bekommen - auch wenn das nicht immer geht. Die Ereigisse der jüngsten Tage haben es nicht in die aktuellen Sendungen der ARD geschafft - die Kollegen der Tagesschau müssen ja täglich zwischen -zig Themen abwägen, bevor sie bei uns Korrespondenten Beiträge in Auftrag geben. Wir haben die Situation rund um die Pipeline natürlich weiterhin im Blick.
Herzlichen Dank für Ihre Anregung und Gruss aus Washington,
Ina Ruck
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Meine Antwort:
Hallo Frau Ruck,
vielen Dank für Ihre Antwort und gar aus dem Studio Washington.
Den Beitrag des Weltspiegels habe ich sehr wohl erfreut zur Kenntnis genommen.
Natürlich muss die Flut an Informationen kanalisiert werden und die Geschehen vor zwei Tagen waren wohl kaum geplant und vorab bekannt. Auf jede Tankstellen-Geiselnahme in Lüdenscheid würde sofort auch mit Archivmaterial (Überwachungskameras) reagiert, weil kein Aufnahmeteam zufällig vor Ort ist, warum nicht auch mit Livefeeds von Youtube.
Wenn ich mir das Spektrum der Nachrichten in der Tagesschau betrachte
wundere ich mich über die Gewichtung.
Ich
bin mir nicht sicher ob Sie Bilder von den Ereignissen gesehen haben,
ein Eindruck mag die Szene geben, die ich aus dem (für mich
entscheidenden) YT Feed kopiert habe.
Hier ist insbesondere interessant, dass Sie die einzige Rauchspur einer Tränengasgranate in Richtung Polizei gehen sehen.
Der Ursprung und die Bahn der Granate lassen auf eine geschossene Granate schliessen und nicht auf eine geworfene.
Dies
wiederum lässt den Schluss zu, dass die (ohnehin der illegalen und
unmenschlichen Vorgehensweise bezichtigten) Polizei hier wieder einen
Fake durchzieht, um einen Grund zu haben (Wie ja auch tatsächlich
geschieht) den Water Protecors/Protesters Ausübung von Gewalt zu
unterstellen.
Ich
bin mir der Problematik einer objektiven Betrachtung der Geschehnisse
durchaus bewusst, aber die überwiegenden filmischen Berichte vor Ort,
ein Interview der Journalistin Erin Schrode mit einem Water Protector,
welches wiedergibt, wie sie, ohne jegliche Aktion im Nahbereich der
"Frontlinie", "zufällig" von einem Gummigeschoss getroffen wird,
zeichnet doch ein deutliches Bild, dass die paramilitärischen Kräfte vor
Ort völlig wahllos und unverhältnismäßig agieren.
Sind
die USA dermaßen sakrosankt, dass sich die, zum guten Teil privaten,
"Law Enforcement Officers" (was für zynische Begrifflichkeit) wirklich
alles leisten können, ohne dass es zu öffentlicher Kritik, auch aus den
Partnerländern kommt?
Dermaßen
massiver Einsatz von Tränengas, wie hier zu sehen ist, gegen eine
Menschenmenge, die sich nicht einmal durch Flucht entziehen kann (Vorne
die Sperre, der Wasserwerfer und Gummigeschosse verschießende Soldaten,
rechts und links Geländer der Brücke und bestenfalls der Fluss, nach
hinten gut 300 Menschen dicht gedrängt) finde ich nicht mehr normal.
Das
macht einen schlimmeren Eindruck als die Boykott-Demonstrationen in
Frankfurt, bei denen ein Demonstrant aus nächster Nähe dermaßen mit
einem Wasserwerfer verletzt wurde, dass er sein Augenlicht verlor.
Hier ist es ein fast abgerissener Arm.
Ich hoffe im Namen der Menschenrechte mehr Informationen in der ARD zu sehen, auch und speziell über diese Nacht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viele Grüße nach Washington
Martin Ydalir Hallerbach
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Eine weitere Antwort von Frau Ruck:
Lieber Herr Hallerbach,
klar, wir verwenden auch youtube-Videos oder andere Videos aus dem Netz für unsere Beiträge, wenn es nicht anders geht. Wichtig ist dabei immer, dass sie verifiziert werden können. Im Fall Standing Rock ist das sehr einfach, wir können das mit unseren Kontakten vor Ort klären. Wir werden die Situation rund um die Pipeline weiterhin als Thema anbieten, ich bin mir sicher dass wir noch oft darüber berichten werden. Die Protestierenden sind sehr entschlossen (und es kommen ja immer mehr) - und mit der neuen Machtsituation in den USA hat auch die Gegenseite Aufwind.
Danke nochmal für Ihre Anregung,
Ina Ruck
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